Adieu du Dresden – geliebtes, gehasstes Dresden

Heute verlasse ich Dresden … ein Abschied.

Du Dresden. Ich bin in Dir und in Dich hineingeboren. In Dir wuchs ich zum Mann, ich lernte Fahrradfahren und Lesen und Rechnen. In Dir lernte ich das Tanzen, die Liebe zur Musik, zur Kunst und letztlich auch zum Wort, sei es nun geschrieben oder gesprochen. In Dir fand ich meinen Lieblingsbäcker, meinen persönlichen Fahrradschrauber und den, schlechthin, perfekten Zahnarzt. In Deiner Neustadt lebte ich und liebte ich. Hier wurde ich zum freien Geist, zum kritischen Denker, zum Menschen. Deine vegane Küche ist fantastisch, einfach überragend. Einigen gilt es ein paar Worte zu sagen.

Liebe Malteserkollegen

Der Rest

Ihr habt mich dankend und liebevoll aufgenommen und ich konnte bei Euch immer sein, wie und was ich  bin. Weder musste ich mich verstellen noch hatte ich unter irgendwelchen Macken sonderlich zu leiden. Die Zeit mit Euch war größtenteils hervorragend, fast immer spaßig, meist entspannt und nur selten konfliktreich. Ich weiß, dass Ihr alle unter den Bedingungen ächzt – Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Arbeitszeit zum Teil wie in den 1970er Jahren, als hätte es vierzig Jahre Arbeitsrechtentwicklung und Arbeiterkampf nicht gegeben – doch ich verneige mich vor jedem von Euch. Ihr tragt es mit Fassung und geht aufrechten Ganges durch die Welt, denn Ihr rettet Leben und seid für Dresdens Menschen da, jeden Tag, jede Nacht. Ich hoffe und bete, dass Ihr irgendwann endlich die Anerkennung erntet, die Euch gebührt – inklusive ihrem Niederschlag auf den Lohnzettel und exklusive Ausschreibungen.

Und doch, liebe Kollegen, war ich dann und wann bestürzt und erschüttert. Denn einige unter Euch verfehlen ihre Bestimmung. So manche Äußerungen über Flüchtlinge, Ausländer, Betrunkene, Obdachlose und dergleichen mehr Verlierer dieser unseren erbarmungslosen Wirtschaftsordnung gingen weit über den alltäglichen Zynismus, der in der Tat zum Ertragen dieser mannigfaltigen Scheiße notwendig ist, hinaus. So manche dieser Äußerungen hätte nie fallen sollen, erst recht nicht in Anbetracht Eures Berufsstandes und dem Fakt bei einem katholischen Arbeitgeber angestellt zu sein. Nächstenliebe geht alle an, bedingungslos und unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht und Verdienst, unabhängig von Reinlichkeitsgrad, alkoholischem Status oder Compliance.

Liebe Malteserkollegen. Nach fünf Jahren und acht Monaten in Eurem Schoß melde ich mich ab – Ulf Kippke – Status 6 – Lebt wohl.

Liebe besorgte Bürger

Digitus Manus III

seit einem Jahr nervt ihr die Welt mit Eurer offen zur Schau gestellten Dummheit und mit Hasstiraden, welche Adolf H. vor Neid erblassen ließen. Euch fehlt jedes letzte Quäntchen Empathie und Euer Weltbild ist das von armen, verabscheuungswürdigen Schluckern. Ihr lebt in einem der schönsten Ecken der Welt, Europas, Deutschlands. Euer Recht dazu erwarbt Ihr per Geburt und Ihr habt Glück in einer Zeit zu leben, in welcher Euch dieses Glück der Geburt in diesen Gefilden nicht mehr genommen werden kann. Ihr habt nichts geleistet und Ihr habt der Gesellschaft nichts gegeben, das Euch das Recht dazu gibt anderen Ihre Chance auf Leben, auf Freiheit, auf Wohlstand abzusprechen.

Euch ist es zu verdanken, dass ich mich schäme im Personalausweis die gleiche Geburtsstadt wie Ihr stehen zu haben. Man kann nicht stolz auf seine Geburt und seine Herkunft sein, denn die bekommt man geschenkt. Doch man kann sich dafür schämen. Euch ist es zu verdanken, dass der barocke Putz des schönen Dresden bröckelt, dass das beschauliche Freital und das idyllische Heidenau deutschlandweit zum Synonym für Dummheit, Feigheit, Hass und schlechte Rechtschreibung verkommen sind.

Ich werde weiter meinen Mund aufmachen und ich werde Euch weiter bekämpfen, der Lächerlichkeit preis geben und mit dem Finger auf Euch zeigen, denn Ihr seid der Abschaum Deutschlands, der Bodensatz dessen, was bleibt, wenn man den ganzen, süßen Kaffee getrunken hat – nur ihr eignet Euch nicht mal als Dünger. Ihr eignet Euch lediglich als Objekte der Verachtung. Liebe besorgte Bürger, fickt Euch.

Bevor es hier zu Irrtümern kommt. An „besorgte Bürger“ statt könnten auch stehen „Antisemiten“, „Homophobe“, „Rassisten“, „Randalierer“, „verblendete Impfgegner“ und dergleichen mehr.

Lieber Rest

ich gehe und lasse Euch hier allein. Die Umstände meines Umzugs sind alles andere als glücklich. Das liegt jedoch nicht daran, dass mein Zielort oder meine Zukunft wohl nicht glückverheißend wären. Nein. Das liegt eher an den Geschehnissen des letzten Jahres. Habe ich Fehler gemacht? Ja. War ich uneins mit mir selbst? Ja, leider viel zu oft. Doch habe ich gelogen, gar betrogen oder Misstrauen verdient? Nein, nie. Habe ich stattdessen versucht Vertrauen zu schenken, Fehler zu vergeben und auf den oder die Menschen zu zugehen? Ja. Und wurde dieses Verhalten bestraft? Ja, immer wieder und es wird es noch, jeden Tag.

Ich habe Lehren aus all dem gezogen, welche ich gerne teilen möchte. Machen wir es in Form von Zitaten und Sprüchen:

  1. Wer Verfehlungen vergibt spornt zu neuen Verfehlungen an.
  2. Eine Abmachung, die nicht unterschrieben ist, existiert nicht.
  3. Zu denken einen Menschen zu kennen ist als denke man in die Zukunft zu blicken.
  4. Eine Frau macht niemals einen Mann zum Narren; sie sitzt bloß dabei und sieht zu, wie er sich selbst dazu macht.– Frank Sinatra
  5. Ein ungerechtes Ding ist Wankelmut, der Freunde trügt. – Euripides
  6. Jeder Jäger wird einmal ein Hase, früher oder später, denn die Ewigkeit ist lang. – Wilhelm Busch

In diesem Sinne melde ich mich aus meiner alten Heimat ab. Nächste Beiträge folgen dann aus meiner neuen Heimat.

Adieu du Dresden – geliebtes, gehasstes Dresden – lebe wohl.

Blog, Gedankenwelt | 27.08.2015 | 310 Views

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