Gedichte zum Frühling

Zwei Texte, die mehr oder weniger kaum intensiver Arbeit bedurften. Selten, dass Worte so sprudeln und nur geringe Adjustierung benötigen. Keine Weltliteratur und kein Hölderlin. Und doch irgendwie eigen und mein.

Des Siegers Rede

Ich will haben! Ich will leben!
Immer nur nach noch mehr streben!
Dein ist mein und sein ist mein,
Bleibt Dir nichts übrig, bleibst Du klein. 

Dein Rücken ist so furchtbar krumm,
und weil Du buckelst, bist Du dumm.
Steh auf, mein Junge, und sei Schwein,
gieß den anderen Arbeit ein. 

Keine Taler, keine Gulden,
Nichts zu fressen und nur Schulden.
Das darf, Du Irrer, darf nicht sein,
Drum schenk ich Dir nur Lügen ein.

Ich muss mich an euch laben,
An euch und euren Gaben.
Meine Lust befriedigt sein,
ihr beschäftigt, winzig und klein!

Meine Freiheit, mein freier Wille,
Eure auferlegte Stille.
Schweigt und fresst, was Euch gegeben!
Darbt und kämpft um Euer Leben!

Prometheus, der Depp, ist lange tot,
mit Flügeln, verbrannt im Morgenrot.
Und ihm folgte jeder Held,
alle am Fels der Gier zerschellt.

Ich aber, groß und schillernd und schön,
konnt sie alle sterben gesehen.
Ich bin gewachsen an Ihrer Qual.
Nennt mich Euren Gott, das Kapital!


Worte zum Zweiten

In Dir, liebe Nora, habe ich eine Freundin gefunden.
Für Tage und Jahre und nicht nur für Stunden.
Du hörst mir zu, wenn ich es brauch,
bist geduldig mit mir und offen auch.
Kein Thema muss verschwiegen sein,
selbst mag das Thema noch so klein,
ich kann Dich Fragen, kann’s Dir erzählen,
kann Ort und Zeit und Worte wählen.
Dann sitzt Du dort und schaust mich an,
so lieb ein Mensch nur schauen kann,
mit großem Blick und freiem Herz,
teilst Du mein Leiden und meinen Schmerz,
verstehst die Sorgen von gestern und morgen,
und kannst auch häufig für Lachen sorgen.
Deine Art so frei zu sprechen,
mit deutschen Regeln naiv zu brechen,
blauäugig mit braunen Augen,
alles um Dich aufzusaugen,
Macht mir Freude, Tag um Tag,
Drum sag ich Dir heute, dass ich Dich mag.

Ein Scherz! Natürlich lieb ich Dich,
Ich sag es zu selten in Dein Gesicht,
Dich zu verlieren wär nicht nur Verzicht,
Dich zu verlieren wär fürchterlich.
Wärst Du nicht mehr mit mir vertraut,
zusammen, gemeinsam, in Liebe getraut,
worauf doch mein Ich und mein Leben gebaut.
Du bist der Fixpunkt meiner Welt,
der alles beieinander hält.
Das Beste ist, Du liebstes Du,
das gebe ich ganz ehrlich zu,
am Jahrestag Numero Zwei
dass aus uns werden bald schon drei.

Blog, Kunstscheiße | 29.06.2020 | 1647 Views
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